
Die Geschichte von

Dies waren die Anfänge, vor dem Nekromanten, vor der Bruderschaft, vor dem Sturm.
Im Wandel der Zeit.
Klein sind die Augen, die das Pergament betrachten. Runzelig die Finger, die es liebevoll streicheln, wie ein Vater sein Kind. Ein dunkler, hoher Raum wird erhellt vom schwachen Licht einiger Kerzen. Dort wo das Licht hinreicht stehen sie und murmeln. Murmeln von vergangenen Zeiten und Visionen. Von Hoffnung und Leid. Von Krieg und Frieden. Die vermummte Gestalt tunkt eifrig die Feder in das Tintenfass. Sachte kratzt sie über das Pergament um die ersten Worte in gerader und ohne jeglichen Schnörkel versehener Schrift zu Verfassen, während die Bücher und Pergamente um ihn herum flüstern.
Die Welt Hyborias ist eine zerrüttete Ebene des Lebens und des Todes. Nicht die Natur selbst ist bösartig, doch die Sterblichen, Götter und Dämonen. Viele Mächte ringen um die Herrschaft. Manches Mal sind es Wesen, denen die Sterblichen Namen geben: Set, Derketo, Mitra, Ymir, Zath. Mitten in Hyboria entstand einst ein Reich, welches ein Knotenpunkt für eine Vielzahl an Welten ist. Ein Gefängnis sagen die einen. Eine Zuflucht nennen es andere. In jedem Fall jedoch war es eine Herrschaft geschaffen durch die Herren der namenlosen Stadt. Sie verankerten ihre Magie, ihre Macht in dem Land selbst, schufen die Fluchmauer und begannen, die Völker aller Ebenen zu sich zu rufen. Dämonen, Menschen, animalische Abkömmlinge – sie alle wurden in das neu entstandene Reich gelockt.
Das Wesen blättert die Seite um und lässt den Federkiel erneut in das Tintenfäßchen gleiten, ehe es schreibt.
Der Aufstand durch das Erbe Lemurias war es schließlich, der zusammen mit den Katastrophen des Exils eine Tyrannei beendete, die für die Ewigkeit gedacht war. Sand legte sich über die namenlose Stadt und ihre Herren zerstreuten sich in der Zeit oder schlossen für immer ihre Geister im ewigen Schlaf des Todes. Was zurück blieb, war das Exil, dem fortan ein neues Schicksal angedacht wurde. Die Völker Hyborias nutzten das versiegelte Land als Kerker, als Grube für Verkommenheit oder auch für jene Seelen, die sie damit in Verbindung brachten. Schuldige und Unschuldige wurden in den Schmelztiegel der Welten geführt und so aus dem Konstrukt der Freiheit verbannt. Die grüne Grenze, diese geradezu undurchdringliche Mauer aus Magie und Zwang zerfaserte sich jedoch. Ohne die stetige Machtzufuhr der Herren aus der namenlosen Stadt taten sich Öffnungen auf, die jedoch nur kurz ihre Pforten aufschlossen.
Das Uralte setzt die Feder wieder an.
Der Namenlose, die Bedrohung durch eine orkische Horde oder auch die Bruderschaft der Ketten als Gemeinschaft von bösartigen Sklavenjägern verheerten die verbannten Lande und banden die dort lebenden Sterblichen zusammen. Das Leben im Kerker durfte nicht ungeordnet sein. In den einzelnen Ländern wie Neu-Khemi, Wolfsheim oder den Seelensümpfen mussten Ordnungen entstehen, Fürstentümer, Städte, Dörfer, kurzum Gemeinschaften, die jenen Bedrohungen entgegen schritten. Das größte Dilemma bis dato war der entsetzliche Sturm der das Land verheerte und unzählige Seelen mit sich in den Tod riss. Strafe der Götter oder Naturgewalt? Niemand vermag dies zu sagen. Doch gab es auch hier einen Hoffnungsschimmer, fegte der Sturm doch auch die verhasste Fluchmauer hinfort und öffnete das Land für neue Bewohner.
Die Gestalt legt die Feder nieder und erhebt sich. Langsam bewegt es sich durch den Saal mit seinen unzähligen Büchern. Leise wispert das Papier, fordernd dass es zurückkehrt, um seine Arbeit fort zu setzen. Doch seine Gedanken liegen in der Vergangenheit. Es spricht leise, mit leeren Blick, der die Zeit zu durchdringen vermag.
"Ja nicht wahr? Wir waren dabei. Wir waren immer dabei; haben gesehen und gelauscht. Mit ihnen gelacht und geweint.
Ja, mein alter Freund. Wir waren immer da. Hier in unserer eigenen Welt, die wir nach unseren Regeln erschaffen haben.
Ohne den Zwang einer eigenen Sprache, Gesetzen oder Kultur. Mit Hilfe unserer einzigartigen Fähigkeiten, errichteten wir die Hauptstadt. Viele Namen hatte sie schon im Laufe der Zeit. Einst wurde die Stadt Mekhat, Stadt des Tribunals genannt.
Dann nur Hauptstadt. Dem folgte Curamus und Neu-Curamus.
In dieser heutigen Zeit nennen sie die neu entstandene Stadt Port Abyss.”
Liebevoll streichen die knöchernen Finger über die Insignien, welche einzeln auf ihren Sockeln ruhen.
„Waage, Dolch, Krone, Schlüssel, die Ketten, das Artefakt. Wenn die Zeit kommt, wird es den Leuten klar werden, dass nichts ohne bestimmten Grund geschieht. Dann werde ich mich ihnen offenbaren meine Gefährten.“
Das Wesen betrachtet mit abwesenden Blick, die uralte Karte an der Wand und spricht mit seiner kratzig dünnen Stimme.
„Oft verändert, begleitest du mich seit Anbeginn der Zeit. Wie ein liebgewonnener Feind, unzählige Male gewandelt und doch immer gleich.“
Es wendet sich ab und setzt sich so langsam, wie es sein gebrechlicher Körper zulässt, erneut an seinen Tisch.
Stetig ansteigend, rauschen die Worte und Gedanken um es herum, aus dem Äther der Zeiten.
Neue Zeiten
„Diese Welt geht unter“
Das Krächzen des Raben durchbricht die Stille im Saal des Uralten. Mit einem leichten Nicken betrachtet der scheinbar gebrechliche Alte den Vogel und beginnt zu lächeln.
„Also ist es nun soweit, dass die Geschichte weiter geht“
Die Worte kommen sacht, gar sanft, auch wenn der Klang der kratzigen alten Stimme dies kaum zulässt.
„Lass mich dir erzählen, was seit Äonen schon geschrieben stand“ Beginnt der Alte seine Geschichte.
„Alles begann mit einer längst vergessenen Prophezeiung“
Wenn die Zeit gekommen ist, und die Welt müde, wird ein Wandel geschehen, der einen hohen Preis fordert.
Das alte Land, die alte Welt ist müde.
Über Äonen bot sie den Wesen eine Zuflucht, doch nun sind die Energien verbraucht.
Immer weniger bleiben die Fugen beisammen. Doch was ist mit ihren Bewohnern? Sollen sie auch ihr Ende finden?
Wo eine alte Welt stirbt, entsteht immer eine neue. Kein Ende ist festgelegt.
Aus den Flammen und der Zerstörung erhebt sich immer etwas neues, reines.
Doch muss nur ein Weg gefunden werden, diese neue Welt zu erreichen.
Leise flüstern die Bäume und Tiere, die Steine, der Wind. Alle erinnern an die alte Prophezeiung:
"Wenn die Zeit gekommen ist, und die Welt müde, wird ein Wandel geschehen, der einen hohen Preis fordert."
Findige Köpfe wissen die Anzeichen zu deuten, die nötigen Schritte zu beginnen.
So wird ein Portal geschaffen, um die neu entstehende Welt zu erreichen. Eine Welt, die die Bewohner willkommen heißen wird, ihnen die Möglichkeit geben wird, neue Geschichten zu schreiben. Doch etwas geht schief... wieso?
Die Bewohner der alten Welt sind in einem Traum gefangen, scheinen immer noch auf der Reise... und sie werden verfolgt... von den alten Dämonen, den Wächtern. Die neue Welt ist noch nicht vollständig geschrieben, die alte zu schnell vergangen... die Reise dauert an... Erneut müssen die Bewohner ihren Wert beweisen, gemeinsam diese Reise fortsetzen, durchhalten... Die Dämonen der alten Zeit abwehren...
Erste Zeichen der neuen Welt lassen sich erkennen, doch die Wesen werden gefährlicher, wollen die Bewohner in ihrer Dimension gefangen halten, ihnen jede Hoffnung auf das neue entreißen, sich nähren davon...
Nun müssen sie zusammenhalten, sich dem entgegenstellen, durchhalten...
Wenn sie sich dessen besinnen, wird die neue Welt bereit sein, wird sich öffnen und ihre leeren Seiten aufblättern... bereit, neue Geschichten in ihre Seiten aufzunehmen, bis auch sie eines Tages, in ewig ferner Zukunft, erneut müde wird...
Als die neue Welt ihre neuen Bewohner empfängt ist nichts wie zuvor. Sie ist bereit für jede Form von Wesen, bereit jeden zu empfangen, doch müssen die Bewohner ihren eigenen Platz in dieser Welt finden, die Magie nutzbar machen. Neue Geschichten werden geschrieben, neue Abenteuer erlebt, neue Schicksale gefunden.
„Und jetzt flieg, kleiner Rabe, berichte denen, die offene Ohren haben, was sie tun müssen.“
Er sieht dem Vogel nach, der vielleicht einen Wimpernschlag lang existierte,
ein Lächeln entsteht, wissend, doch traurig zugleich.
„Also ist es nun Zeit für das Ende.“ Dreht sich der Uralte um und spricht zu Somnia im Schatten...
„Machen wir uns auf für unsere letzte Reise...“
Mit diesen Worten wandelt sich der Uralte in einen blauen, mächtigen Drachen. Zusammen mit der Roten Drachin Somnia fliegt Gildin um den Bewohnern des Abyss ihren Weg in die neue Welt zu ermöglichen.